Wetten auf Trump 2020: Finale Vorhersagen in allen Battleground States

Trump wird in vielen Battleground States nur knapp gewinnen, aber dafür auch fast alle davon – entsprechend habe ich auch persönlich gewettet. In diesem Blogpost: Eine Vorhersage für alle Staaten, auf die es ankommt. Und ein Blick darauf, wie die Wettmärkte und FiveThirtyEight diese Rennen sehen.

Hier meine Vorhersage in Kartenform, erstellt auf der Webseite 270towin.com:


Click the map to create your own at 270toWin.com

Wie du sehen kannst: Ich gehe davon aus, dass Trump die Wahl zumindest im Electoral College klar gewinnt – mit einer ähnlichen Marge wie 2016. Und ich sehe hier durchaus noch Potential nach oben. Das hört sich zwar absurd an für die meisten, mit denen ich drüber rede, aber ich denke, dass das konsistent ist mit den parteilichen Registrierungstrends der letzten Wochen, Monate und Jahre.

Update: ich habe zum selben Thema auch folgenden Podcast auf Englisch aufgenommen:


I. Trumps Firewall: Texas, Ohio & Georgia

In der Gruppe Trumps Firewall habe ich Bundesstaaten versammelt, die Trump absolut gewinnen muss und nach meinem Dafürhalten auch nahezu sicher gewinnen wird. Falls er im Lauf der Wahlnacht einen dieser Staaten verliert, gehe ich fest davon aus, dass die Wahl für Trump gelaufen ist und Biden deutlich gewinnt.

In Texas, Ohio und Georgia gehe ich davon aus, dass Trump zwar nicht unbedingt ein riesiges Polster hat, dafür aber ein sicheres. Viele Umfragen legen hier zwar ein enges Rennen nahe, in dem Biden zuweilen sogar die Nase vorne haben soll, aber das halte ich für ein Produkt schlecht gestalteter Umfragen.

Diese drei Staaten eignen sich exzellent für Wetten mit vergleichsweise niedrigem Risiko, denn die sollten sogar dann gewinnen, falls Trump die Wahl insgesamt verliert. Alle drei Wetten bieten exzellenten Value, insbesondere Texas. Das liegt daran, dass sich bereits bei den Frühwahldaten ein Vorsprung republikanischer Wähler zeigt:

Am Wahltag selber werden mehr Trump-Wähler als Biden-Wähler erscheinen (wovon man nahezu überall ausgehen kann). Entsprechend sehe ich hier keine Chance mehr für Biden.

Folgendermaßen sehen die Vorhersagen verschiedener Modelle und die Betfair-Quoten aus:

Staat538EconomistBetfair %Quote
Texas70%72%74.1%1.35
Ohio59%53%70.9%1.41
Georgia46%47%55.5%1.80
Hier sieht man bereits, dass das Modell von FiveThirtyEight und das des Economists viel stärker Richtung Biden neigen, als die Wettmärkte.



II. Sehr wahrscheinliche Trump-Siege: Arizona, North Carolina & Florida

North Carolina und Florida sehe ich als wahrscheinliche Trump-Siege, in denen er mindestens starker Favorit sein sollte. Wenn du dir die Frühwahldaten betrachtest, wird dir auffallen, dass republikanisch registrierte Wähler in diesen beiden Staaten bisher weniger Stimmen abgegeben haben:

Das Problem daran ist, dass Biden einen deutlich höheren Vorsprung benötigt, weil deutlich mehr Republikaner als Demokraten planen, am Wahltag selber zu wählen. Eine gute Faustregel ist, dass Biden in einem gegebenen Staat in etwa einen 2:1-Vorsprung benötigt, und in diesen drei Staaten ist Biden nicht einmal nah an dieser Marke dran.

Für Florida beispielsweise gibt es Modellschätzungen, die davon ausgehen, dass Biden ca. 650.000 Stimmen Vorsprung benötigen wird. Solange das Frühwählen auf Briefwahl beschränkt war, befanden sich die Demokraten auf einem guten Kurs. Doch seit in Florida auch das Frühwählen in Person möglich ist, schrumpfte der Vorsprung wieder stark zusammen:

Die Frage in Florida ist letztlich nur, ob republikanische Wähler einfach nur ihre Stimmen am Wahltag selber kannibalisieren, und der vermeintliche Vorteil deshalb nur Augenwischerei ist. Es gibt einen wichtigen Indikator, der dagegen spricht: die verbleibenden sogenannten Superwähler, die 2020 noch nicht abgestimmt haben. Superwähler sind Wähler, die in vier der letzten vier Wahlen abgestimmt haben (deshalb auch: 4/4 voter), und davon gibt es deutlich mehr republikanisch registrierte:

Quelle: joeisdone.github.io/florida

Wer bei den letzten vier Wahlen seine Stimme abgegeben hat, wird das wahrscheinlich auch diesmal wieder tun, deshalb ist diese Statistik so bedeutsam.

Aufgrund der Frühwahldaten in Arizona, North Carolina und Florida erwarte ich dort also sichere Siege für Trump, da bisher alle verfügbaren Daten (für mich) auf eine bessere Leistung als 2016 hindeuten.

So sehen FiveThirtyEight, der Economist und der Wettmarkt Trumps Chancen:

Staat538EconomistBetfair %Quote
Arizona31%22%41%2.44
North Carolina34%46.3%2.16
Florida34%19%53.2%1.88


III. Wo es heiß (und knapp) hergehen wird: Wisconsin, Michigan & Pennsylvania

In diesen drei Staaten ist das Rennen in meinen Augen völlig offen, und ich sehe die Chancen beider Kandidaten bei fast exakt 50/50. Wie ich vielerorts schon erwähnt habe: Ich halte sehr viel vom Meinungsforschungsinstitut Trafalgar Group, und deren letzte Umfragen ergeben folgendes Bild:

Um das Gesamtrennen zu gewinnen, muss Trump in meiner Projektion lediglich Michigan oder Pennsylvania holen. Falls er nur Wisconsin holt, kann das auch reichen, wenn er sich anderswo noch ein paar andere Wahlstimmen sichern kann (siehe nächster Abschnitt). Biden dagegen wird nach meinen Berechnungen hochwahrscheinlich in zwei dieser drei Staaten gewinnen müssen, um Präsident zu werden.

Es sei auch noch angemerkt, dass Trumps Ergebnis in Florida schon früh Aufschluss darüber geben kann, ob er in den knappen Rennen in Pennsylvania oder Michigan vorne liegen wird. Denn historisch ging ein gutes Ergebnis in Florida für den republikanischen Kandidaten seit 1968 immer mit einem guten Ergebnis in Michigan und Pennsylvania einher:

In diesen drei Staaten liegt für mich der größte Value, der allerdings zugleich auch mit einem großen Risiko behaftet ist. Nichtsdestoweniger sind die Wettquoten für etwas, was ich grob als 50/50-Angelegenheit betrachte, natürlich großartig.

Die Bidenkampagne übrigens sieht das Rennen wohl ähnlich knapp wie ich, denn heute (31. Oktober) hält Biden zusammen mit Obama eine Rally in Michigan ab. Das wäre überflüssig und eine Verschwendung von Ressourcen in der entscheidenden Phase des Wahlkampfs, sofern Bidens Vorsprung wirklich so deutlich wäre, wie es die meisten Umfragen nahelegen:

Die Ergebnisse diverser Umfragen in Michigan. Quelle: Die entsprechenden Umfragen via FiveThirtyEight

Bei den Frühwahldaten ergibt sich in diesen drei Staaten kein einheitliches Bild. In Michigan und Wisconsin sieht es exzellent für Trump aus, in Pennsylvania dagegen sehr gut für Biden.

FiveThirtyEight, der Economist und die Wettmärkten sehen das Rennen so:

Staat538EconomistBetfair %Quote
Wisconsin6%2%25%4.00
Michigan4%2%25%4.00
Pennsylvania14%6%36.5%2.74


IV. Staaten, in denen Trump in Schlagdistanz ist: Nevada, New Hampshire und Minnesota

In Nevada, New Hampshire und Minnesota ist Trump zwar nach meinem Dafürhalten nicht Favorit, aber er ist hier dennoch in Reichweite und könnte diese Staaten durchaus gewinnen. Insbesondere in New Hampshire war es 2016 übrigens denkbar knapp, diesen Staat gewann Clinton mit weniger als 3000 Stimmen Vorsprung.

Auch diese drei Staaten halte ich für gute Wetten – allerdings muss einem klar sein, dass man hier eher Geld verliert als Geld gewinnt, selbst wenn die Wahl für Trump insgesamt gut läuft. Unterhalb von 4.00 sollte man in Nevada, New Hampshire und Minnesota keine Wettquoten akzeptieren.

Was die Frühwahldaten angeht, so sieht es zumindest in Nevada vielversprechend für Trump aus:

FiveThirtyEight, der Economist und die Wettmärkten sehen diese Rennen folgendermaßen:

Staat538EconomistBetfair %Quote
Nevada10%6%25.3%3.95
New Hampshire11%2%23.3%4.3
Minnesota7%1%24.4%4.1


V. Zum Geleit: Noch ein paar Worte zum Wetten

Ein Leser hat im vorangegangenen Blogpost einen exzellenten Kommentar gepostet, den zu lesen sich lohnt, und dem ich zustimme. Politikwetten sind anders als Sportwetten weniger eine Wissenschaft, als eher eine Kunst. Es gibt nur sehr wenige Wahlen, doch Fußballspiele gibt es zuhauf. Jedes Modell stützt sich also notwendigerweise auf sehr viel weniger Datenpunkte.

Persönlich sehe ich sehr viel Value in diesen Wetten, doch offensichtlich ist das subjektiv – nichts zeigt das mehr als die starken Abweichungen des Wettmarkts von meiner Schätzung und die noch stärkeren Abweichungen der Modelle von FiveThirtyEight und dem des Economists. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich näher an der realen Wahrscheinlichkeit dran bin, aber natürlich kann ich dennoch völlig falsch liegen.

Aus diesem Grund gilt wie immer: Setze niemals mehr, als du problemlos entbehren kannst.

VI. Update: Prozentuale Verteilung meiner Einsätze und möglichen Gewinne

Trump gewinnt…Anteil am GesamteinsatzAnteil am Maximalgewinn
das Electoral College36.6%46.4%
Arizona3.1%2.8%
Colorado0.2%1%
Florida0.3%0.2%
Georgia8.5%3.9%
Michigan12.3%22.9%
Minnesota0.9%1.8%
Nevada1.2%2.9%
New Hampshire1.6%3.6%
North Carolina3.9%3.1%
Ohio12.7%4.2%
Pennsylvania1.2%1.5%
Texas16.2%3.5%
Wisconsin1.5%2.2%
Summe100%100%

Falls irgendwen der geringe Anteil an Florida-Wetten überrascht: Wenn Trump Forida gewinnt, ist aufgrund verschiedener Korrelationen die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er auch insgesamt gewinnt, weshalb ich mich aufgrund der besseren Quoten am Electoral College und bestimmten anderen Staaten orientiert habe.

44 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert