Wetten auf Trump 2020: Finale Vorhersagen in allen Battleground States
Trump wird in vielen Battleground States nur knapp gewinnen, aber dafür auch fast alle davon – entsprechend habe ich auch persönlich gewettet. In diesem Blogpost: Eine Vorhersage für alle Staaten, auf die es ankommt. Und ein Blick darauf, wie die Wettmärkte und FiveThirtyEight diese Rennen sehen.
Hier meine Vorhersage in Kartenform, erstellt auf der Webseite 270towin.com:
Wie du sehen kannst: Ich gehe davon aus, dass Trump die Wahl zumindest im Electoral College klar gewinnt – mit einer ähnlichen Marge wie 2016. Und ich sehe hier durchaus noch Potential nach oben. Das hört sich zwar absurd an für die meisten, mit denen ich drüber rede, aber ich denke, dass das konsistent ist mit den parteilichen Registrierungstrends der letzten Wochen, Monate und Jahre.
Update: ich habe zum selben Thema auch folgenden Podcast auf Englisch aufgenommen:
I. Trumps Firewall: Texas, Ohio & Georgia
In der Gruppe Trumps Firewall habe ich Bundesstaaten versammelt, die Trump absolut gewinnen muss und nach meinem Dafürhalten auch nahezu sicher gewinnen wird. Falls er im Lauf der Wahlnacht einen dieser Staaten verliert, gehe ich fest davon aus, dass die Wahl für Trump gelaufen ist und Biden deutlich gewinnt.
In Texas, Ohio und Georgia gehe ich davon aus, dass Trump zwar nicht unbedingt ein riesiges Polster hat, dafür aber ein sicheres. Viele Umfragen legen hier zwar ein enges Rennen nahe, in dem Biden zuweilen sogar die Nase vorne haben soll, aber das halte ich für ein Produkt schlecht gestalteter Umfragen.
Diese drei Staaten eignen sich exzellent für Wetten mit vergleichsweise niedrigem Risiko, denn die sollten sogar dann gewinnen, falls Trump die Wahl insgesamt verliert. Alle drei Wetten bieten exzellenten Value, insbesondere Texas. Das liegt daran, dass sich bereits bei den Frühwahldaten ein Vorsprung republikanischer Wähler zeigt:
Am Wahltag selber werden mehr Trump-Wähler als Biden-Wähler erscheinen (wovon man nahezu überall ausgehen kann). Entsprechend sehe ich hier keine Chance mehr für Biden.
Folgendermaßen sehen die Vorhersagen verschiedener Modelle und die Betfair-Quoten aus:
Staat | 538 | Economist | Betfair % | Quote | |
Texas | 70% | 72% | 74.1% | 1.35 | |
Ohio | 59% | 53% | 70.9% | 1.41 | |
Georgia | 46% | 47% | 55.5% | 1.80 |
II. Sehr wahrscheinliche Trump-Siege: Arizona, North Carolina & Florida
North Carolina und Florida sehe ich als wahrscheinliche Trump-Siege, in denen er mindestens starker Favorit sein sollte. Wenn du dir die Frühwahldaten betrachtest, wird dir auffallen, dass republikanisch registrierte Wähler in diesen beiden Staaten bisher weniger Stimmen abgegeben haben:
Das Problem daran ist, dass Biden einen deutlich höheren Vorsprung benötigt, weil deutlich mehr Republikaner als Demokraten planen, am Wahltag selber zu wählen. Eine gute Faustregel ist, dass Biden in einem gegebenen Staat in etwa einen 2:1-Vorsprung benötigt, und in diesen drei Staaten ist Biden nicht einmal nah an dieser Marke dran.
Für Florida beispielsweise gibt es Modellschätzungen, die davon ausgehen, dass Biden ca. 650.000 Stimmen Vorsprung benötigen wird. Solange das Frühwählen auf Briefwahl beschränkt war, befanden sich die Demokraten auf einem guten Kurs. Doch seit in Florida auch das Frühwählen in Person möglich ist, schrumpfte der Vorsprung wieder stark zusammen:
#FL #EarlyVoting 6pm update. https://t.co/L8B05hqHhO
— au ng (@athein1) October 29, 2020
D Lead (VBM+IPEV) =163611. -43k since 8am. It is now projected to be below 100k by E eve! I adjusted the last 2 days to flatline to account for effects of large D counties opening extra days for IPEV. Trump wins FL!! pic.twitter.com/x4gukjCVuw
Die Frage in Florida ist letztlich nur, ob republikanische Wähler einfach nur ihre Stimmen am Wahltag selber kannibalisieren, und der vermeintliche Vorteil deshalb nur Augenwischerei ist. Es gibt einen wichtigen Indikator, der dagegen spricht: die verbleibenden sogenannten Superwähler, die 2020 noch nicht abgestimmt haben. Superwähler sind Wähler, die in vier der letzten vier Wahlen abgestimmt haben (deshalb auch: 4/4 voter), und davon gibt es deutlich mehr republikanisch registrierte:
Wer bei den letzten vier Wahlen seine Stimme abgegeben hat, wird das wahrscheinlich auch diesmal wieder tun, deshalb ist diese Statistik so bedeutsam.
Aufgrund der Frühwahldaten in Arizona, North Carolina und Florida erwarte ich dort also sichere Siege für Trump, da bisher alle verfügbaren Daten (für mich) auf eine bessere Leistung als 2016 hindeuten.
So sehen FiveThirtyEight, der Economist und der Wettmarkt Trumps Chancen:
Staat | 538 | Economist | Betfair % | Quote | |
Arizona | 31% | 22% | 41% | 2.44 | |
North Carolina | 34% | – | 46.3% | 2.16 | |
Florida | 34% | 19% | 53.2% | 1.88 |
III. Wo es heiß (und knapp) hergehen wird: Wisconsin, Michigan & Pennsylvania
In diesen drei Staaten ist das Rennen in meinen Augen völlig offen, und ich sehe die Chancen beider Kandidaten bei fast exakt 50/50. Wie ich vielerorts schon erwähnt habe: Ich halte sehr viel vom Meinungsforschungsinstitut Trafalgar Group, und deren letzte Umfragen ergeben folgendes Bild:
Um das Gesamtrennen zu gewinnen, muss Trump in meiner Projektion lediglich Michigan oder Pennsylvania holen. Falls er nur Wisconsin holt, kann das auch reichen, wenn er sich anderswo noch ein paar andere Wahlstimmen sichern kann (siehe nächster Abschnitt). Biden dagegen wird nach meinen Berechnungen hochwahrscheinlich in zwei dieser drei Staaten gewinnen müssen, um Präsident zu werden.
Es sei auch noch angemerkt, dass Trumps Ergebnis in Florida schon früh Aufschluss darüber geben kann, ob er in den knappen Rennen in Pennsylvania oder Michigan vorne liegen wird. Denn historisch ging ein gutes Ergebnis in Florida für den republikanischen Kandidaten seit 1968 immer mit einem guten Ergebnis in Michigan und Pennsylvania einher:
Every time FL moves right, PA & MI move with it. No exception since 1968.
— Gawr Geso 🦈🦑 2020 🇺🇸🇮🇱 (@realikamusume) October 24, 2020
If Trump wins FL by more than 1.2 pts, he will also increase his margins in PA & MI. pic.twitter.com/P6yQtRBjbA
In diesen drei Staaten liegt für mich der größte Value, der allerdings zugleich auch mit einem großen Risiko behaftet ist. Nichtsdestoweniger sind die Wettquoten für etwas, was ich grob als 50/50-Angelegenheit betrachte, natürlich großartig.
Die Bidenkampagne übrigens sieht das Rennen wohl ähnlich knapp wie ich, denn heute (31. Oktober) hält Biden zusammen mit Obama eine Rally in Michigan ab. Das wäre überflüssig und eine Verschwendung von Ressourcen in der entscheidenden Phase des Wahlkampfs, sofern Bidens Vorsprung wirklich so deutlich wäre, wie es die meisten Umfragen nahelegen:
Bei den Frühwahldaten ergibt sich in diesen drei Staaten kein einheitliches Bild. In Michigan und Wisconsin sieht es exzellent für Trump aus, in Pennsylvania dagegen sehr gut für Biden.
FiveThirtyEight, der Economist und die Wettmärkten sehen das Rennen so:
IV. Staaten, in denen Trump in Schlagdistanz ist: Nevada, New Hampshire und Minnesota
In Nevada, New Hampshire und Minnesota ist Trump zwar nach meinem Dafürhalten nicht Favorit, aber er ist hier dennoch in Reichweite und könnte diese Staaten durchaus gewinnen. Insbesondere in New Hampshire war es 2016 übrigens denkbar knapp, diesen Staat gewann Clinton mit weniger als 3000 Stimmen Vorsprung.
Auch diese drei Staaten halte ich für gute Wetten – allerdings muss einem klar sein, dass man hier eher Geld verliert als Geld gewinnt, selbst wenn die Wahl für Trump insgesamt gut läuft. Unterhalb von 4.00 sollte man in Nevada, New Hampshire und Minnesota keine Wettquoten akzeptieren.
Was die Frühwahldaten angeht, so sieht es zumindest in Nevada vielversprechend für Trump aus:
FiveThirtyEight, der Economist und die Wettmärkten sehen diese Rennen folgendermaßen:
V. Zum Geleit: Noch ein paar Worte zum Wetten
Ein Leser hat im vorangegangenen Blogpost einen exzellenten Kommentar gepostet, den zu lesen sich lohnt, und dem ich zustimme. Politikwetten sind anders als Sportwetten weniger eine Wissenschaft, als eher eine Kunst. Es gibt nur sehr wenige Wahlen, doch Fußballspiele gibt es zuhauf. Jedes Modell stützt sich also notwendigerweise auf sehr viel weniger Datenpunkte.
Persönlich sehe ich sehr viel Value in diesen Wetten, doch offensichtlich ist das subjektiv – nichts zeigt das mehr als die starken Abweichungen des Wettmarkts von meiner Schätzung und die noch stärkeren Abweichungen der Modelle von FiveThirtyEight und dem des Economists. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich näher an der realen Wahrscheinlichkeit dran bin, aber natürlich kann ich dennoch völlig falsch liegen.
Aus diesem Grund gilt wie immer: Setze niemals mehr, als du problemlos entbehren kannst.
VI. Update: Prozentuale Verteilung meiner Einsätze und möglichen Gewinne
Trump gewinnt… | Anteil am Gesamteinsatz | Anteil am Maximalgewinn |
das Electoral College | 36.6% | 46.4% |
Arizona | 3.1% | 2.8% |
Colorado | 0.2% | 1% |
Florida | 0.3% | 0.2% |
Georgia | 8.5% | 3.9% |
Michigan | 12.3% | 22.9% |
Minnesota | 0.9% | 1.8% |
Nevada | 1.2% | 2.9% |
New Hampshire | 1.6% | 3.6% |
North Carolina | 3.9% | 3.1% |
Ohio | 12.7% | 4.2% |
Pennsylvania | 1.2% | 1.5% |
Texas | 16.2% | 3.5% |
Wisconsin | 1.5% | 2.2% |
Summe | 100% | 100% |
Falls irgendwen der geringe Anteil an Florida-Wetten überrascht: Wenn Trump Forida gewinnt, ist aufgrund verschiedener Korrelationen die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er auch insgesamt gewinnt, weshalb ich mich aufgrund der besseren Quoten am Electoral College und bestimmten anderen Staaten orientiert habe.
Das ist das wohl perfekte Bild für den guten Artikel. 😉
Da der Joachim hier schön 4 mal je 3 Staaten zu einer Gruppe zusammengefasst hast, habe ich mal versucht, die Aussagen als Wahrscheinlichkeiten zu deuten, um mit diesen eine simple Monte-Carlo-Simulation der Wahl durchzuführen (um zu zeigen, wie schnell man sich da vertut). Die anderen 38 Staaten verbuche ich einfach als jeweils „safe“ (100 %), was für Trump 131 und für Biden 214 sichere Wahlmännerstimmen bedeutet.
Zunächst einmal eine sehr Trump-freundliche Interpretation:
Trumps Firewall (TX/OH/GA):
„nicht unbedingt ein riesiges Polster, dafür aber ein sicheres“: je 99 %
Trump hoher Favorit (AZ/NC/FL):
„sehr wahrscheinliche Trump-Siege“: je 90 %
Der Battleground (WI/MI/PA):
„Chancen beider Kandidaten bei fast exakt 50/50“: je 50 %
Biden Favorit (NV/MN/NH):
„nicht Favorit, aber in Reichweite… könnte hier durchaus gewinnen“: je 20 %
Dann ergeben sich nach einer Million simulierter Wahlen folgende Wahrscheinlichkeiten:
TRUMP: 68,9 % – BIDEN: 29,8 % – UNENTSCHIEDEN: 1,3 %
Und Vorsicht, nicht den Fehler begehen, den die Journalisten insbesondere im Vorfeld von 2016 begingen und auch jetzt wieder begehen: das ist NICHT die Prognose des Wahlausgangs im Sinne von, dass Trump hier gut 2 von 3 Wahlmännern oder 2 von 3 popular votes sicher hat – oder dass er gewinnt weil 69 > 30. Sondern das bedeuet, dass selbst bei dieser sehr Trump-freundlichen Interpretation Biden in 3 von 10 Wahlen gewinnt, was alles andere als wenig chancenreich ist.
Nun wollen wir diese (meine) etwas Trump-lastige Interpretation von Joachims Aussagen einen Tick zugunsten Bidens verschieben, was evtl. auch etwas realistischer ist: wir senken Trumps Firewall TX/OH/GA: von 99 % auf je 95 % (1 aus 20), und Florida, wo laut der Trafalgar-Meldung von vorgestern beide gerade 2 % auseinander liegen (wie in WI), von 90 % auf immer noch beachtliche 3 aus 4 (75 %). Dann ist das Ergebnis:
TRUMP: 55,4 % – BIDEN: 43,1 % – UNENTSCHIEDEN: 1,5 %
Man sieht, man muss keine unrealistischen Verbiegungen machen, um ein relativ ausgeglichenes Rennen zu bekommen. Wenn wir nun noch berücksichtigen, dass laut Trafalgar Trumps Vorsprung in AZ etwa dem von Biden in NV oder MN entspricht, gestehen wir Biden hier die gleiche Schlagdistanz zu und senken AZ von 90 auf 80 % (weil wir auch Trump in NV/MN 20 % zugestehen):
TRUMP: 53,6 % – BIDEN: 45,0 % – UNENTSCHIEDEN: 1,4 %
Wenn wir jetzt noch Florida auf 2 aus 3 senken (67 %), dann haben wir mit…
TRUMP: 49,1 % – BIDEN: 49,4 % – UNENTSCHIEDEN: 1,5 %
sogar schon einen hachdünnen Vorsprung für Biden, ohne dass wir in irgendeinem Staat Favoritenrollen vertauscht hätten (das Maximum war die Senkung um 23 Prozentpunkte in Florida von 9 aus 10 auf am Ende immer noch 2 aus 3). Man sieht, selbst wenn man eine gute Analyse von Favoritenrollen in den einzelnen Staaten macht wie Joachim hier, führen unterschiedliche Interpretationen der Analyse im Modell sehr schnell zu Ergebnissen, die ziemlich auseinander liegen.
Der Joachim hat schon recht, es ist mehr eine Kunst als Mathematik, hier muss man einfach eine starke Intuition haben, um für jeden Staat eine Wahrscheinlichkeit herzuleiten (und die Mathematik bzw. die MC-Simulation ist dann immer noch nicht 100 % korrekt, denn die Wahrscheinlichkeiten in den Staaten sind nicht statistisch unabhängig, ein bias in Michigan schlägt vermutlich in Florida ähnlich zu und umgekehrt…).
Viele Grüße und Danke für den erneut tollen Artikel.
Sehr gute Rechnung und erneut ein exzellenter Kommentar. Tatsächlich habe ich ein paar ähnliche Überschlagsrechnungen vorgenommen, wollte die aber in keinem Blogpost dokumentieren, um keine Scheingenauigkeit vorzutäuschen. Wie du sagst, es ist eine Rechnung mit vielen Fallstricken. Aus diesem Grund habe ich auch immer gesagt (schon im Juni/Juli), dass ich Trump für Quoten unterhalb von 2.50 niemals als Wette empfehlen würde.
Weil man eben einen soliden Puffer benötigt, warum hast du großartig vorgeführt. Tatsächlich ist es im Detail nicht so einfach wie du ebenfalls schreibst, aufgrund der Korrelationen (eine explizite zwischen Florida und Pennsylvania/Michigan habe ich im Blogpost ja angeschnitten). Dazu kommt natürlich noch der Faktor, dass jedem Staat aufgrund der unterschiedlichen Anzahl an Wahlmänner-Stimmen ein unterschiedliches Gewicht zufällt.
Zusätzliches Vertrauen in meine Wetten und Vorhersagen haben mir dazu die Frühwahldaten in vielen der genannten Staaten gegeben, sonst würde ich Florida beispielsweise nicht als relativ sichere Sache sehen – was natürlich jede Rechnung dramatisch verändern würde.
Ich muss auch noch dazu sagen, dass Florida ein sehr ungewöhnlicher Staat ist, in dem ein Sieg mit vier Prozentpunkten bereits einem Erdrutschsieg gleichkommt. Im allgemeinen ist das Stimmungsbild hier erstaunlich stabil über die Jahre hinweg, mit nur wenigen Schwankungen.
Ok, ich habe ja auch ein wenig „getrickst“, indem ich Florida als Schwergewicht ausgewählt habe, um es zuerst auf 75 (wo du evtl. geraaade noch so zustimmen würdest, vermutlich eher nicht) und dann auf 2 aus 3 gesenkt habe, was alles andere als „sicher“ ist und damit ja auch schon ziemlich weit weg von deiner Analyse. Wenn ich versuche, mich weniger weit weg von deinen Formulierungen zu bewegen, und Florida lediglich auf 80 % senke, dafür aber Ohio auf 90 %, und NV/NH/MN auf lediglich 10 %, sind wir mit…
TRUMP: 53,3 % – BIDEN: 45,7 % – UNENTSCHIEDEN: 1 %
…aber auch bei einem ausgeglichenen Rennen. Dennoch denke ich, du ordnest Florida für dich bei mindestens 90 % ein – ich finde es sehr interessant, wie sicher du dir hier bist, daher eine Frage.
„Zusätzliches Vertrauen in meine Wetten und Vorhersagen haben mir dazu die Frühwahldaten in vielen der genannten Staaten gegeben…“
Die Frühwahldaten scheinen mir in der Tat ein sehr viel verlässlicherer Indikator zu sein als Umfragen. Aber ist hier dieses Jahr durch die Liberalisierung der Briefwahl nicht alles anders? In Wisconsin oder Michigan, kann mich nicht erinnern, sollen bereits jetzt 10 mal so viele per Brief abgestimmt haben, wie 2016 (1,5 Mio. zu 150.000) – gelten dann für die Trends bzw. Statistiken wirklich die gleichen Regeln, wie bei früheren Wahlen? Ich meine so Regeln wie die 2:1 Faustregel… Oder beziehst du dich mehr auf die in-person-early-voters?
Das ist in der Tat nicht leicht zu beantworten, zumal jeder Staat noch seine Besonderheiten hat (Republikaner in North Carolina sind beispielsweise chronische Spätwähler). Garniert mit der ahistorischen COVID-Situation ist da natürlich viel Spielraum für Überraschungen.
Allerdings: Es spricht viel dafür, dass sich Biden-Kampagne mit ihrer COVID-Strategie wahrscheinlich selbst ins Knie geschossen hat. Vor ein paar Monaten noch war der allgemeine Aufruf noch, jeder solle möglichst per Briefwahl abstimmen. Dann scheint den Strategen aufgegangen zu sein, dass dahinter ein substantielles Risiko steckt: Die Zahl der ungültigen Stimmen ist bei Briefwahlen höher, weil man niemanden zum Ausfüllen fragen kann und meines Wissens der Abstimmungszettel auch ordnungsgemäß verpackt werden muss.
Das Messaging änderte sich dann plötzlich, man möge doch lieber früh in Person wählen, aber zum Teil war das Kind da schon in den Brunnen gefallen. Ansonsten hat man auch Hinweise aufgrund von Umfragen, es wird oft die ja eher unverfängliche Frage gestellt, ob schon gewählt wurde bzw wann und in welcher Form die Wahl geplant ist.
In Florida beispielsweise hat man auch konkrete Hinweise wegen der oben im Blogpost beschriebenen 4/4-Superwähler (die in vier der letzten 4 Wahlen gewählt haben), von denen einfach noch viel mehr republikanisch registrierte übrig sind. Stand jetzt ca 170.000 mehr, während der demokratische Überhang bei den Frühwählern nur noch bei ca. 95.000 liegt.
Auch müssten die Frühwahldaten in vielen Staaten einfach etwas anders aussehen, wenn die exorbitanten Umfragevorsprünge denn wirklich wahr wären.
Es ist ja nicht nur so, dass Umfragen unverlässlich sind, und selbst bei bester Gestaltung fehleranfällig sind. Sie widersprechen teilweise auch aktiv anderen Indikatoren, die für Trump sprechen.
Habe jetzt mal recherchiert, weshalb FiveThirtyEight den Umfragen von Trafalgar wenig Glauben schenkt. FiveThirtyEight gewichtet zig Umfragen je nach ausführender Firma, Organisation, Medium etc. Trafalgar ist zwar auch dabei, aber selbst wenn sie mit hoher Zuverlässigkeit gewichtet würden, könnten sie im Mittel gegen die große Masse der gegensätzlichen Umfragentrends im Modell von FiveThirtyEight nichts ausrichten. Interessant ist aber, dass Nate Silver nicht viel von Trafalgar hält, er gibt auch Gründe an. Dafür wird er von Lesern angefeindet, aber sein Beispiel ist nicht uninteressant. Hier gibt es eine gute Zusammenfassung:
https://www.thestreet.com/mishtalk/politics/nate-silver-blasts-trafalgar-and-rasmussen-polls-as-crazy
Auf https://imgur.com/FsVnQsU ist ein Screenshot zu sehen, wo festgehalten wird wie Robert Cahaly (Chef von Trafalgar) die Zahlen erklärt (und ziemlich übel auf 538 eindrischt), die Verzerrung bei den registrierten Wählern kann er erklären, aber für die Verzerrung bei Jugendlichen und Schwarzen macht er 50cent verantwortlich (https://www.cbsnews.com/news/50-trump-biden-tax-plan/) – ziemlich steile These.
Trafalgar lag übrigens auch 2018 als Einzige richtig (ich glaube Wahlen in GA oder FL). Hier noch ein Auszug, wo Nate Silver schreibt, weshalb er nicht viel von denen hält, erhält wegen den beiden guten Ergebnissen von Trafalgar aber auch viel Gegenwind:
https://twitter.com/natesilver538/status/1301894366886326272
Also ich halte die allgemeinen Umfragen in den USA auch für systematisch fehlerbehaftet, und zwar pro Biden, aber ich finde es ziemlich schwierig zu entscheiden, welchen Umfragen man wie sehr Glauben schenkt und welchen man mit wieviel Skepsis begegnet. Ich finde, dass nicht nur die soziale Erwünschtheit, sondern auch der technologische Wandel, die damit einhergehende kommunikationstechnische Vielfalt sowie zunehmende Datenschutzmaßnahmen und nicht zuletzt die starke Heterogenisierung der westlichen Gesellschaften in viele unterschiedliche soziale Milieus repräsentative Wahlumfragen vom Schreibtisch aus zunehmend schwierig gestalten.
Keine Frage, man hat es einfach immer schwerer mit Umfragen, schon weil kaum noch jemand darauf reagiert. Möglicherweise ist diese Wahl auch bereits diejenige, bei der erkennbar wird, dass es eine sinnlose Übung geworden ist.
Bezüglich dieses Vorwurfs von Nate Silver: „I’m not a Let’s Delve Into The Crosstabs guy, but some of the shit here is just crazy. Trump is not going to win 30% of the Democratic vote in Michigan. Biden is not going to win 25% of Republicans. Trump is not going to win independents by 32 points.“
Das hat Cahaly hier selber beantwortet (Video): https://www.realclearpolitics.com/video/2020/10/31/trafalgar_groups_robert_cahaly_responds_to_nate_silver_explains_why_he_has_the_winning_formula.html
Ein Teil des Theaters bei den Crosstabs war glaube ich auch, dass das verlinkte Dokument gar nicht von Trafalgar selber war.
Crosstabs hin oder her, meine Position ist folgende: In erster Linie sind Umfragen kein besonders guter Vorhersageindikator für Wahlausgänge, selbst wenn sie gut gemacht sind. Die unterliegenden Fundamentaldaten halte ich für wichtiger. Wenn die den Umfragen widersprechen, werde ich gerne gegen die Umfragen wetten, zumal diese die Wettquoten stark beeinflussen. Auch in Zeiten, als Umfragen noch besser funktioniert haben, waren sie viel häufiger nicht so verlässlich, wie viele im Nachhinein zu glauben zu scheinen.
Im Rennen zwischen Trump und Biden kommt die Besonderheit dazu, dass manche Umfragefirmen ein komplett anderes Bild zeichnen als die große Gruppe der etablierten. Das sind interessanterweise alle die, die versuchen den schüchternen Trumpwähler ausfindig machen wollen. Trafalgar ist da keinesweg alleine, diese hier machen das auch und kommen zu ähnlichen Ergebnissen:
BigDataPoll, Susquehanna, Patrick Basham sind weitere Beispiele.
wenn einige Staaten wie du schreibst miteinander korrelieren, bzw die Vorhersage dass Trump sie gewinnt bei mehreren auf der selben Grundannahme basieren, die eben entweder richtig oder falsch ist, macht es dann nicht Sinn jene Staaten als Kombi zu wetten? Wenn Sieg in Staat A eintrifft, erhöht dies ja auch automatisch die WK für Sieg in Staat B. Klar, muss man buchmachertechnisch schauen was man an Quoten bekommt, betfair gibt es keine Kombis, aber grad bei den US-Bookies sollte da was zu finden sein, oder erlauben die da explizit solche Kombis nicht?
Völlig richtig, das habe ich neulich auch auf Twitter angemerkt: https://twitter.com/crimsonceo/status/1322586174335127553
Wer kann, sollte diese Gelegenheit dringend nutzen (im Rahmen des finanziell verantwortbaren natürlich). Für meine Zwecke ist das leider nicht praktikabel, weil die Anbieter, die ich nutze, keine Kombiwetten im Programm haben.
Wie es bei US-Bookies aussieht, weiß ich nicht.
Moin Joachim, vielen Dank für die Veröffentlichung deiner Meinung.
Ich bin schon ganz gespannt auf die Verteilung deiner Wetten. Wann können wir damit rechnen?
Hallo Max, im Verlauf des frühen Nachmittags sollte es so weit sein. Ich habe noch nicht alles vollständig platziert, bin aber dicht davor.
Dann bleibt nur noch, mit Spannung auf morgen nacht zu warten.
Zum Update (VI): Wenn ich hier für Texas mit einer Quote von minimalen 1,05 rechne, komme ich im Electoral College schon auf eine Quote von 6. Bei realistischeren 1,3 auf Texas sind wir beim EC auf 7,6 und bei 30 für Colorado. Wo gibt es solche Quoten, oder gibt’s das nur für Pros?
Wie auch immer, wünsche dir viel Erfolg!
Hi, die Prozentzahlen repräsentieren lediglich, wie ich meine Einsätze prozentual verteilt habe. Also 16.2% aller Wetteinsätze auf Texas. Wenn alle Wetten gewinnen, wird Texas 3.5% der Erlöse ausmachen.
Jo, das habe ich schon richtig verstanden, aber vielleicht habe ich einen Fehler in meiner Rechnung.
Ich schaue gerade 3 Sender und mehrere Seiten parallel, mega-spannend, verliere den Überblick, NYT gibt Florida zu 95 % an Trump, erdrutschartige Veränderungen in Miami, und doch Kopf-an-Kopf, aber der Panhandle kommt ja noch.
Quoten auf Trump fallen gerade dramatisch…
Genau, Panhandle kommt noch. Florida ist beinahe sicher Trump jetzt.
Hallo Joachim, großartige Arbeit von dir. Unabhängig wie das Ergebnis nachher ist. Bislang sieht es für Trump sehr gut aus. Du hast gezeigt, dass man sich auf Umfragen zu der Präsidentenwahl in den USA wieder einmal nicht verlassen kann. Beste Grüße
Hallo Max, vielen Dank! Schauen wir mal wie es am Ende ausgeht, ich vermute dass es viel gerichtliches Theater geben wird. Die Kernanalyse, dass die Umfragen weit daneben zu Ungunsten Trumps lagen, stimmte jedenfalls. Sieht Stand jetzt so aus, als wäre Trump zu häufig am falschen Ende der 50/50-Entscheidungen gelandet.
Ich wundere mich, dass selbst Fox Arizona schon lange geschlossen hat. Habe mal nachgerechnet: dort müssen noch über 500.000 Stimmen ausgezählt werden, und das sind nicht alles Briefwahlstimmen, denn die werden in Arizona z.T. schon vorher gezählt (viele treffen aber erst Montag/Dienstag ein, daher ist deren jetziger Anteil unter den Verbliebenen schwer zu ermitteln). Wenn Trump diese Stimmen 60-40 holt, dann dreht er das Gesamtergebnis. Der Löwenanteil dieser Stimmen ist zwar im Mariacopa county (Phoenix), wo wiederum viele „Flüchtlinge“ aus Kalifornien leben (bzw. als Metropole ja ohnehin Biden-lastig), aber es ist immer noch Arizona… Da sollte es eigentlich nur auf den Anteil der Briefwahlstimmen beim Rest ankommen. Aber irgendetwas muss ich übersehen, sonst hätte man AZ nicht schon lange dunkelblau gefärbt… vermutlich halt sehr unwahrscheinlich…
Übrigens sind in PA noch 1,1 Mio. auszuzählen, größtenteils aus den Ballungszentren. Trump führt dort mit +300.000, wenn Biden den Rest mit 7 zu 4 holt, hat er Trump noch eingeholt, d.h. bei 2/3 der restlichen Stimmen an Biden holt er sich am Ende sogar noch Pennsylvania, und ich fürchte, danach sieht es im Moment sogar aus.
Auf betfair wird Biden gerade als klarer Favorit auf Pennsylvania gehandelt. Ist glaube ich klar, dass Team Trump in jedem Fall auf die Gerichte setzen wird.
Danke Joachim für deine interessanten Artikel!
Was Lustiges am Rande: Ich wollte aus Spaß eine kleine Wette auf Trump abgeben und hatte (wohne in Deutschland) kleine Schwierigkeiten, einen entsprechenden Buchmacher zu finden. Letztenendes konnte ich mich bei betway registrieren und wetten (die Quote war nicht gut, aber es war ja eh nur Spaß). Um 0:02 Uhr deutscher Zeit kriege ich heute eine Mail, dass die Wette storniert wurde. Begründung vom Kundenservice auf Nachfrage: Angeblich seien Wetten auf Gesellschaftsereignisse, einschließlich Wahlen und TV Events, nach den neuen deutschen Regulierungen für Online Sportwetten nicht mehr erlaubt. Selbst wenn das stimmt (?) wo es genau steht konnte man mir nicht sagen. Warum sie die Wette dann überhaupt angeboten haben: Es sei zunächst aus den Regularien nicht so ersichtlich gewesen. (Und in der Wahlnacht fällt ihnen das dann plötzlich ein.)
Schon ulkige Praktiken. Mich beschleicht das Gefühl, richtig gewettet zu haben. Als Entschädigung haben sie mir eine 5€ Freiwette gutgeschrieben lol 🙂
Jetzt, da Wetten als Einkommen auch gesetzlich/steuerlich geregelt sind und damit aus der Grauzone geholt, wird es Zeit, gegen die Eurobookies zu klagen. Der Gesetzgeber kann nicht so tun, als sei bei Wetten langfristiger Gewinn möglich, um diese Form der Beschäftigung zu regulieren, während die Eurobookies dem in der Praxis Hohn sprechen.
Darf ich dich fragen woraus die Einkommensteuerpflicht hervorgeht. Habe dazu nichts gefunden. Vielen Dank 🙂
Hi (anderer) Johannes 🙂 An sich ist ja jedes Einkommen in Deutschland einkommenssteuerpflichtig (oberhalb des Freibetrags). Mir ist nicht bekannt, dass es hierzu schon mal einen Präzedenzfall gegeben hat, aber theoretisch sollten doch langfristige Gewinne ab einer gewissen Höhe auch als Einkommen gelten. Ich denke mal, für eine professionell ausgeübte Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht müsste man sogar ein Gewerbe anmelden. Aber ein Rechtsexperte bin ich nicht 😉
Soweit ich weiß ist das letztlich immer noch eine ungeklärte Grauzone, bzw kenne ich (flüchtig) einen Wettprofi, der in Deutschland lebend nichts versteuert. Allerdings dürfte auch klar sein, dass man sich damit früher oder später Ärger einhandeln wird, steuerrechtlich oder gar noch schlimmer. Und dass es besser ist, dem rechtzeitig vorzubeugen.
Haha, in der Tat ein lustiger Patzer. Ich wohne schon lange nicht mehr in Deutschland, deswegen habe ich das lange nicht mitbekommen mit den vielen restriktiven Regeln. Aber ein Freund von mir meinte neulich, dass bet365 die US-Wetten ganz aus dem Programm genommen hatte in Deutschland.
Viel Erfolg mit der Freiwette!
Auch ich möchte mich dem Lob anschließen. Frage mich, weshalb sich deutsche Medien im Vorfeld nicht bei den Pros informieren, bzw. weshalb sie bei solch einem wichtigen Ereignis nicht zur sachlichen Recherche fähig sind. Haben in den USA zig eigene Leute, und keinerlei Einsicht im Vorfeld, dass die erwünschte Abstrafung von Trump nicht in Aussicht ist. Einmal mehr eine Realitätsverweigerung der intellektuellen Eliten des Westens (da wo diese Realität politisch unkorrekt ist) oder aber einfach fachliche Unfähigkeit, denn Journalismus studiert man heutzutage nicht, weil man schon seit der Jugend Bücher über Geschichte und Politik von der Bücherei nach Hause schleppt, sondern man studiert Journalismus weil es hip ist. Früher waren Journalisten, seien es Sprecher, Korrespondenten oder Publizisten, allesamt Kenner, auf dessen Lagebeschreibung der Wahrheit, sei sie noch so unangenehm, man sich verlassen konnte. Die neue Generation der Journalisten ist vor allem gutaussehend, und sie ist Möchtegernvorkämpfer der pseudoprogressiven „gesellschaftlichen Avantgarde“.
Ich mag Biden, bei solch brutalen Schicksalsschlägen sein Leben lang für den Zusammenhalt seines Landes zu kämpfen, das verdient den allergrößten Respekt. Er hat das Format zum Staatsmann, anders als Trump kann er die Nation sowohl moralisch als auch intellektuell führen. Ich empfehle jedem das YT-Video, als Obama ihm überraschend den höchsten zivilen Orden der USA verleiht (Presidential Medaille of Freedom), einer meiner Gänsehautmomente auf YT. Aber der Westen, insbesondere seine auf den kleinen Mann herabblickende Eliten, haben einen Biden als Anführer der freien Welt nicht verdient, sie verdienen den (Cov)Idioten Trump.
Aber noch haben wir keinen Sieger, außer dem Joachim, der seine Analysen VOR dem Ereignis veröffentlicht, nicht wie alle TV-Experten-Generäle, nach der Schlacht.
Mir ist auf der Startseite gerade wieder die Überschrift „Warum die Umfragen falsch liegen“ ins Auge gestochen, da habe ich mir nur gedacht:“Voll ins Schwarze“!
Herzlichen Dank für das Lob! Bin sehr froh, dass die letzten beiden Blogbeiträge auf so positive Resonanz gestoßen sind.
Aktuell sieht es so aus ,als wenn Biden die Wahl gewinnt,da er in Winconsin und Michigan vorne liegt.Die Bookies bieten auch nur noch eine 4,4 Quote auf Trump an,nachdem es heute morgen Zwischenzeitlich schon eine 1,4 Quote auf Trump gab. Es bleibt spannend .Hoffen wir darauf,dass die Gerichte Trump zum Sieger machen.:-)
Ich denke, es ist gelaufen. Im Moment reicht es dicke für Biden, und alles was noch ausgezählt wird, soll wohl aus Briefwahlzetteln oder Pro-Biden-Counties kommen.
Es wird mit Sicherheit ein gerichtliches Nachspiel haben, allerdings kann ich nicht seriös einschätzen, wie vielversprechend das ist. Hängt auch davon ab, wie genau nachgeforscht wird, was vorgefallen ist bzw auch ob überhaupt etwas vorfiel.
Rein statistisch liegt beispielsweise die Wahlbeteiligung in Wisconsin über etliche Standardabweichungen über dem Mittelwert aller Wahlen seit 1960, sofern die Zahlen in diesem Tweet stimmen (müsste ich allerdings erst einmal überprüfen): https://twitter.com/nobbins2001/status/1324078983923658752
Das ist natürlich schon einfach so verdächtig, dass eine nähere Untersuchung angezeigt wäre, insbesondere ob es sich um ein staatsweites Phänomen handelt, oder ob ausschließlich bestimmte Distrikte auffällig sind.
Der außergerichtliche Weg via Pennsylvania & entweder Nevada oder Arizona ist durchaus noch machbar, allerdings nicht so wahrscheinlich. Aber auch nicht so trivial, dass es vernachlässigbar ist.
Auch von meiner Seite aus ein großes Lob für deine Arbeit. Hast bei mir mit den Blogeinträgen und den Podcasts erst das Interesse für die Materie der Politikwetten geweckt. Super verständlich und über Monate einen roten Faden. Hut ab!
Konnte als die Quoten zwischenzeitlich einen nahezu „sicheren“ Trump-Sieg widerspiegelten einen Teil meiner Wetten mit einem stattlicher Gewinn layen. Das wäre ohne deine präzisen Analysen nicht möglich gewesen.
Ich bin allerdings noch mit wenigen Positionen (zum „zocken“) drin geblieben, weshalb sich mir die Frage stellt, wie in dem Fall eines Showdowns vor Gericht, die Buchmacher/Wettbörsen (Betfair/Orbit) im Bezug auf die Auszahlung der Wetten reagieren. Bleiben die Wetten so lange offen bis es zu einem gerichtlichen Ergebnis kommt, oder wird bereits ausgezahlt, wenn alle Stimmzettel ausgewertet sind?
Hi Patrick,
habe deinen Kommentar gerade erst geshen, sorry. Danke für dein Lob! Die Wetten bleiben mindestens offen, bis die Wahlmänner zertifiziert sind, die Presse verkündet lediglich einen „projected winner“, und das hat keine rechtliche Relevanz. Gore war 2000 für ein paar Stunden auch schon mal „projected winner“, Ausgang bekannt.
Es wird jetzt alles seinen rechtlichen Gang gehen, was natürlich in den Konsequenzen schlecht abschätzbar ist. Am Ende dieses Prozesses steht eine Zertifizierung der Wahlmänner, wobei die auf sehr unterschiedliche Weise zustandekommen kann, je nach Verlauf.
Wenn die Gerichte die Klagen nicht abweisen, sind folgende Konsequenzen denkbar:
1) manual recounts;
2) canvases of the ballots;
3) ballots opened w/o observers thrown out;
4) state legislatures certifying different electors;
5) courts ordering new elections;
6) state legislatures ordering new elections;
7) Congress contesting electors;
8) House state delegations electing the President.
Bei Betfair übrigens ist der Hauptmarkt schlicht: Next President. Also kann auch theoretisch neben Trump auch noch Kamala Harris oder auch Mike Pence das Rennen machen. Wenn Trump morgen wegen eines Herzinfarkts tot umkippt, gewinnen die Pence-Wetten (glaube ich), auch wenn er nicht gewählt wurde.
Ich schreibe dann jetzt gleich mal einen Blogpost zu meiner Sicht der Lage im Moment, die ist nämlich in meinen Augen brenzliger für Biden, als den meisten klar zu sein scheint.
Auch von mir danke für die Arbeit. Mega Leistung. Auch wenn es jetzt so aussieht, als würde Biden gewinnen.
Danke dir! Unterm Strich bin ich zufrieden, weil ich die Umfragen richtig gelesen habe. Dass es im Detail (vermutlich) nicht ganz geklappt hat, ist nicht so wild – wenn es knapp zugeht, liegt man natürlich auch mal auf der falschen Seite, selbst wenn die Wette gut war.
Werde vielleicht noch eine kleine Post-Mortem-Analyse posten.
wäre natürlich nice, wenn Nevada doch noch Trump wird. Da hat Biden auch nur ein Minimalen Vorsprung.
Den Count in Nevada zu drehen ist sehr unwahrscheinlich. Tatsächlich ist es in Arizona so unwahrscheinlich nicht, dort besteht auch nicht der Mail-In-Vorteil der Demokraten, wie überall dort, wo die Briefwahl erst wegen Corona liberalisiert wurde.
Das Problem ist viel mehr, dass Trump PA wird nur schwer halten können, möglicherweise sogar nicht einmal GA.
Aber der Fight im Battleground ist schon jetzt episch, Trump geht mit wehenden Fahnen unter, er hat Florida und Texas problemlos geholt, mit über einer halben Million Stimmen fast Miami geflippt (!) und er nimmt als erster Verlierer sogar Ohio mit und das deutlich – und auch da, wo er verliert, verliert er nur wegen der Briefwahl. Seine Deiche haben die Blue Wave, welche alles hatte schon zu Beginn klar machen sollen, locker gebrochen und bis zuletzt hat er auch dort geführt, wo er verlieren wird. Und er reißt die Umfrageinstitute mit in den Abgrund, einmal kann man verzeihen, nachdem zweiten mal in Folge aber wird man deren Wunschdenken in Zukunft kaum noch glauben schenken, die werden mindestens ein Jahrzehnt brauchen, um sich davon zu erholen – auch Nate Silvers Stern ist so ziemlich verblasst.
Wenn es D0nald Trump braucht, um Nate Silver als öffentliche Figur zu beerdigen – dann nehme ich das gerne hin.
Wenn Nate Silver politisch überlebt, dann ist das ein brillianter finanzieller Tipp: Immer dagegen wetten.
Wie kann es denn eigentlich sein, dass innerhalb eines Tages Millionen an stimmen gezählt werden und jetzt seit 2 Tagen noch nicht einmal ein paar oder mehrere tausende?
Es ist in der Tat albern. In Arizona zählen sie immer noch (und Trump kann es immer noch holen). Und dann können sie gleich wieder anfangen, weil es so knapp wird, dass automatisch neu ausgezählt werden muss.
Allerdings ist das von Staat zu Staat verschieden. In Texas, Kalifornien und Florida klappt alles schnell zu Beispiel, trotz vieler Einwohner.
Auch das er Georgia verliert hätte ich wirklich nicht erwartet.
Ich denke mittlerweile, dass Trump Georgia am Ende gewonnen haben wird. Und die Wahl auch. Warum, schreibe ich im nächsten Blogpost.
Das Bild übrigens sieht mir so ein wenig nach Florida Keys aus, passt also immer noch…
😉
Ich habe generell den Verdacht, dass es auch insgesamt noch besser denn je passen könnte. Dazu dann demnächst mehr…
Woow jetzt bin ich aber gespannt, werde alle 20 Minuten F5 drücken… 😉
Das Einzige, was ich mir noch vorstellen kann, ist, dass in ein paar Staaten per richterlichem Entschluss beim Recount genauer auf die formale Korrektheit der Briefwahlstimmen geachtet und im Nachhinein ein Teil noch für ungültig erklärt wird – z.B. weil man statt dem aktuellen Datum sein Geburtsdatum eingetragen oder an der falschen Stelle unterschrieben hat (soll häufig vorgekommen sein), oder mal wild spekuliert, dass in Philly 5 % hätten gar nicht wählen dürfen, weil sie noch woanders gemeldet sind (Amis ziehen häufig um) oder weshalb auch immer. Schon bei normalen Stimmzetteln ist ein nicht geringer Teil ungültig, bei Briefwahlen waren das bisher je nach Staat 1-10 % (klar, da muss ja auch Einiges eingetragen werden, da schleichen sich leicht Fehler ein). Wenn ein Gericht feststellt, dass man hier zu tolerant war, würden in WI/PA/GA beim Recount ungültige Briefwahlstimmen im unteren einstelligen Prozentbereich ausreichen, um das Ergebnis zu kippen.
Andererseits werden die ja vorher an so etwas gedacht und entsprechende genaue Richtlinien beschlossen haben. In Kalifornien bspw. bekommt man sogar eine Mail, wenn die Unterschrift einen zu geringen Wiedererkennungswert aufweist, diese kann man dann noch nachträglich korrigieren. Die überlegen sich das wohl vorher alles genau, nicht nur in Kalifornien (auch wenn Kalifornien die mit Abstand geringste Ungültigkeitsquote aufweist)… Keine Ahnung, bin gespannt auf deinen Artikel, vermutlich etwas, an das ich nie gedacht hätte…
Wünschen würde ich es den USA jetzt nicht mehr. Wenn es jetzt noch kippt, gibt das auf den Straßen bürgerkriegsähnliche Zustände.
Wenn das Pferd tot ist, muss man absteigen! Das passt zur Wette auf Trump. Das Ding ist für mich durch.