Die besten Wetten für die US-Präsidentschaftswahl 2024: Trump vs. Harris

Diesen Wetten liegen ein paar Annahmen zugrunde, die ich im vorangegangenen Blogpost ausführlich analysiert habe. Dort wird auch in den Kommentaren von einigen engagierten Lesern argumentiert, warum diese falsch sein könnten – und wer wettet, sollte sich ein möglichst umfassendes Bild machen. Ich persönlich bin sehr von meinen Annahmen überzeugt, weshalb ich auch entsprechend wette. Aber: Annahmen sind keine Gewissheiten, und jede Wette kann verloren werden – so ist das Geschäft. Setze nie, was du nicht entbehren kannst!

Die wichtigsten Grundannahmen im Überblick:

  • Wählermobilisierung der Demokraten: Die Harriskampagne wird Probleme haben, auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 zu mobilisieren. Es gibt keine Massenbriefwahl mehr in ähnlichem Umfang, und Trump steht nach 4 Jahren Pause generell besser da, weil viele seine Amtszeit vor allem wirtschaftlich rosiger in Erinnerung haben als die letzten Jahre.

  • Wählermobilisierung der Republikaner: Trump hat eine deutlich breitere Koalition hinter sich verglichen mit 2016 und 2020. Er konnte das Kennedylager auf seine Seite ziehen, was noch vor 4 Jahren undenkbar war. Gleiches gilt auch für Elon Musk. Nicht zuletzt wegen Musks Twitterübernahme kann Trump auch anders als 2020 nicht so einfach wegzensiert werden, dazu kamen viele lange Podcastauftritte, vor allem der bei Joe Rogan. Ich bin mir sehr sicher, dass er diese Wahl noch mehr Wähler als 2020 hinter sich scharen wird.

  • Trump wird von den Umfragen im Schnitt weiterhin unterschätzt: Es gibt noch immer schlecht erreichbare Wählergruppen, die Trump bevorzugen. Und es gibt auch noch immer lustige Umfragen wie die von Selzer in Iowa (Harris +3). Trump liegt in den Umfragen zwar zum ersten Mal (knapp) vorne, aber nach meinem Dafürhalten wird er dennoch noch stärker abschneiden. Es wird eine 50/50-Wahl suggeriert, wo keine ist – abgesehen von der Kategorie „Popular Vote“.

  • Die Wahlergebnisse der einzelnen Staaten korrelieren, in manchen Fällen sogar sehr stark. Beispielsweise wählen die swing states des Rust Belts (Pennsylvania, Michigan, Wisconsin) in aller Regel ähnlich, gleiches gilt für die swing states des Sun Belts (Nevada, Arizona, Georgia).

1) Trump gewinnt das Electoral College

Electoral College Markt auf Polymarket

Zum Zeitpunkt dieses Posts war Trump für 56.8% zu haben, was einer dezimalen Wettquote von ~1.761 entspricht. Die Quote war natürlich schon einmal attraktiver, aber der Wettmarkt hat zumindest schon erkannt, dass Trump favorisiert sein sollte. Sehr, sehr konservativ gerechnet komme ich hier auf mindestens eine 70% Wahrscheinlichkeit, unterhalb derer ich auf jeden Fall Value sehe.

Es gibt auch Märkte für die Margen, also mit wie viel Wahlmännern Vorsprung der Sieger die Wahl gewinnt. Da ich einen deutlichen Sieg für wahrscheinlich halte, sehe ich den Value hier besonders bei GOP wins by 65-104 (für 21% zu haben, ~4.762 dezimal) und GOP wins by 105-154 (für 7% zu haben, ~14.286 dezimal). 65-104 läuft auf einen Sieg in einer Mehrheit der battleground states hinaus, für 105-154 muss Trump noch woanders überraschend gewinnen, zum Beispiel in Virginia. Und alle Swing States.


2) Trump gewinnt die Mehrheit aller Stimmen (Popular Vote)

Popular Vote Markt auf Polymarket

Selbst wenn man alle nationalen Umfragen genau gleich gewichtet (und sonst keine Indikatoren heranzieht), dann ist auf diesem Markt mit dem Preis von 26.2% (dezimal: ~3.817) Value zu haben. Ich denke die reale Chance steht grob bei 50/50, bis 40% ist das in meinen Augen problemlos wettbar.

Gute Untermärkte bietet zu dem Thema auch der Markt Popular Vote Margin, und zwar besonders im Korridor von 1-2%, wo man GOP zu 7% wetten kann (~14.286 dezimal). Auch die Korridore drum herum (GOP 0-1% für 10.6% und GOP 2-3% für 4%) ergeben Sinn, höher wird Trumps Sieg eher nicht ausfallen.


3) Trump gewinnt jeden Swing State

Trump gewinnt jeden Swing State auf Polymarket

Für 20% zu haben, was als Dezimalquote exakt einer 5.00 entspricht. Die Wahlergebnisse bestimmter Swing States korrelieren stark, entsprechend kippen schnell alle, wenn einer kippt. Die momentane Wettquote scheint mir eher nahezulegen, dass die battleground states vom Wettmarkt eher wie Münzwürfe interpretiert werden, die unabhängig voneinander stattfinden. Das ist nach meinem Dafürhalten falsch.


4) Trump gewinnt Virginia/New Hampshire

Markt auf Polymarket für den Sieger in Virginia

Wenn es insgesamt ein deutlicher Sieg für Trump wird, kann es auch in Virginia knapp werden. 13% (~7.692) sind hier allemal Value. Bei der Gelegenheit noch ein kleiner Trick: Zum Zeitpunkt meines Screenshots war Harris „No“ für 12% zu haben (~8.333), was zu diesem Zeitpunkt des Rennens natürlich effektiv die gleiche Wette ist. Nimm jeden Preisvorteil mit, den du kriegen kannst!

Die selbe Logik greift auch im Markt für New Hampshire, das für Harris bedroht sein könnte, wenn Trump insgesamt deutlich gewinnt. Hier bekommst du gerade 14% für Trump (~7.143).


5) Senatsrennen: Ohio und Arizona

Die Ohio-Senatswahl auf Polymarket

Wie im MARW-Podcast schon häufiger erwähnt: Senatsrennen sind in solchen Wahlen eine gute Quelle für Value. Wer eine Wette sucht, die nicht ganz so hochquotig und risikoreich ist wie viele der oben genannten, ist in Ohio mit Moreno gut bedient.

Trump hat die Tendenz, unerwartet viele Leute zu mobilisieren, was sich auch auf die anderen Kandidaten auswirkt, die mit ihm auf dem selben Wahlzettel stehen. In Ohio ist dieser Effekt besonders stark – vermute ich. Selbst bei den Midterms 2022 wurde hier der damalige Senatskandidat JD Vance stark unterschätzt.

Dieses ist tatsächlich meine Lieblingswette der ganzen US-Wahl 2024. Für 50% zu haben, also einer genauen 2.00 dezimal. Würde ich bis 75% wetten.

In Arizona sind die Vorzeichen etwas anders, wo die republikanische Kandidatin und chronische MAGA-Aktivistin Kari Lake in den Senat einziehen will:

Senatsrennen in Arizona auf Polymarket

Dennoch ist die Logik ähnlich: Wo Trump gut abschneidet, sollte Lake nicht weit drunter liegen, was dieses Rennen für mich eher zu einer 50/50-Angelegenheit macht. Für 22% zu haben, was dezimal einer ~4.545 entspricht.


6) Kamala Harris gewinnt nicht jeden Swing State im Rust Belt

Kamala Rust Belt swing state sweep? auf Polymarket

Spezifisch sind mit dieser Wette die Staaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania gemeint. Bei meiner Kaffeesatzleserei der Frühwahldaten zeichnen sich hier meines Wissens besonders in Wisconsin und Pennsylvania Probleme für Harris ab, weshalb ich dies für eine gute der risikoärmeren Wette halte. Allerdings kann man auch argumentieren, dass sie bei Problemen im Rust Belt die Wahl ohnehin verliert, weshalb man dann auch gleich wieder gegen sie im Electoral College wetten könnte (siehe Punkt 1).

Nichtsdestoweniger Value für mich, das NO kann man für 61% wetten (~1.64 dezimal). Bis 70% wettbar für mich.


7) Keine Rekordwahlbeteiligung

Rekordwahlbeteligungsmarkt auf Polymarket

Es gibt 2024 zwar mehr Wahlvolk als das noch 2020 der Fall war, aber: Damals wurden pandemiebedingt massenweise Briefwahlunterlagen durch weite Teile des Landes verschickt, und zwar häufig ohne Anfrage. Dieser Umstand alleine lässt mich schon an den Erfolg dieser Wette glauben, weil das die Wahlhemmschwelle bei vielen Wählern deutlich gesenkt haben dürfte.

Das ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass ich an Mobilisierungsprobleme auf der Seite der Demokraten glaube.

Bis 50% wettbar für meinen Geschmack.


Fazit

Meine Wetten habe ich so aufgeteilt, dass die Hauptwette (Trump gewinnt die Präsidentschaftswahl) ca. 50% der Gesamteinsätze ausmacht. Die restlichen Wetten habe ich ungefähr so gewichtet, dass bei allen in etwa der selbe Zielprofit herausspringt, das heißt, dass sie proportional zu ihrem von der Wettquote implizierten Risiko gewichtet sind.

Ich vermute, dass das alle Wetten waren, die ich vorstelle. Falls noch etwas dazu kommen sollte, werde ich das auf X bekanntgeben. Viel Spaß bei der Wahl, und denkt dran: Nie mehr setzen, als ihr euch leisten könnt, im Wettgeschäft gibt es keine sicheren Angelegenheiten. Und wenn du ein mulmiges Gefühl im Bauch hast, hast du zu viel gewettet. Bei Polymarket hast du dann noch die Chance, dich wieder herauszutraden.

Das gilt auch für einen möglichen ungünstigen Verlauf der Wahlnacht. Etwas nach 2 Uhr sollte es langsam spannend werden. Wenn es in Virginia und New Hampshire tatsächlich knapp werden sollte, ist das ein sehr gutes Zeichen für Trumpwetten. Sollte er North Carolina verlieren, wird es Zeit für Schadensbegrenzung.

Und betreibt eure eigene Recherche, im ganz oben verlinkten Analyseblogpost gibt es wie gesagt eine Reihe konträrer Kommentare, die lesenswert sind. Vielen Dank fürs Lesen!

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